‘Ramsau bei Berchtesgaden / 10 August 1879
Liebe Freunde! / Bald nach Ihrer freundlichen Einladung / zu Ihnen auf Besuch zu kommen / kam ein Brief von unserm lieben / Sohne worin er uns anzeigte / daß er uns in Landsberg besuchen / will welches auch am 1 August geschah / se wünschte daß ich mit ihm bis / gegen Ende Oktober hierher komme / welches mich natürlich aufs höchste / erfreute. Meine Frau sagte sie / läßt mich mit ihrem Sohn schon / gehen weil sie doch nichts beßeres / für uns Beide thun kan, sie getraut /sich ohne mich nirgents hin deswegen /danken wir Ihnen für Ihre liebevolle / Einladung.
Seit 3 Monate sind wir der neuen / Wohnung bei Zimmermeister Lutz wo / es sehr bequem ist. Ich sehe es auch / Lieber daß meine Frau sich gerne darein / findet zu Hause zu bleiben, sie ist / oft sehr leident aber hat / eine sehr / brave sorgsame Hausfrau und hat / auch Verwandte welche sehr gefällig / zu ihr sind. Ihr Gesundheitszustand / ist auch derart daß man nicht viel / aufs Beßerwerden hoffen darf / welches mich oft traurig und
kummervoll macht. aber unsern / Aufgabe in dieser Welt ist gelöst. / Mit Lieb und Achtung / bin ich Ihr aufrichtiger Freund
Lorenz Herkomer.‘