[Seite 1]
Cleveland 1 May 1864 / Liebe Josephine! / Lorenz schrieb mir vom 4 Oktober in München, wo er mir mittheilt / daß er und Hubert den 5 November München wieder verlassen werden / und nach England heimkehren - welches Du einerseits freudig begrüsen wirst / weil du deiner Einsamkeit entrißen wirst, ich selbst denke es ist vielleicht / besser weil Hubert schon Grund genug gelegt hat uns ein Künstler zu werden / wen nur überhaupt Lorenz sein Geschäft besser wäre. Wenn dieser Brief / ankommt, werdet Ihr wohl schon beisammen sein. Es grüßt dich von uns / Allen Dein Bruder und Schwager Hans /
Lieber Bruder! / Den Münchener Brief habe ich erhalten, es war mir sehr interessant. / Dich von München sprechen zu hören, das war halt Pech doch weiß man / nicht, vielleicht ist es besser so, Ihr beide habt Selbstvertrauen bekommen daß / ist viel, und Hubert ist ja jung, ich lerne ja immer jetzt noch, obwohl der Kopf / alt wird, so fühle ich inwendig jung und aufgelegt zum lernen und es geht / besser wie früher, daß macht nun einmal die mäßige Lebensarte. / Gesehen habt ihr unendlich viel, Ihr habt Jahrelang genug um es im Kopfe / zu verarbeiten, auch freut es mich daß Ihr die Überzeugung gewonnen / habt, daß wir ächte Jünger der Kunst sind. Was die Evangelisten betrifft / so glaube ich daß ich sie schon anbringe da die Schwanischen eine Kirche nächstes / Jahr bauen, ich sagte Gruß und Weile davon sie suchen für heuer zu bringen / als sie mich den Preis fragten, so sagte ich ich denke sie werden / alle Unkosten und Goldprozente eingerechnet auf ungefähr zweihundert / Dollar kommen, du wirst dann sehen wie du damit auskomst, ich glaubte / freilich in München sei alles wohlfeiler, solltest du Geld brauchen / bevor sie hier ankommen so schreibe mir, dan schicke ich gleich meine / Wechsel, denn leider glaube ich, da letzten Winter und Frühjahr /
[Seite 2]
dein Geschäft nicht gut ging, daß Ihr dadurch und die Reisen eure / Geldumstände ganz vernichtet sind. Das ist freilich traurig. / Es kommt alles darauf an wie es mir geht, sollten die Apostel gut aufgenommen / werden so kann sein das du gleich etwas wieder machen kannst. / Daß ginge dan schon den etwas wird in England doch zu thun sein, sonst / Kommt herüber hier ist Arbeit genug, ich meine ich muss ein Narr werden / wenn wieder Arbeit. Ich habe jetzt einen Mann Hoffman ein Bildhauer / von Draußen, der die Gipsarbeit von Haus aus versteht ich spekuliere / mit der Zeit Gipsfiguren zu verkaufen von meinen Formen, sollte es gehen / dan fixe ich mir einen Raum auf um zu verkaufen daß kostet mich / aber guht viel Geld, da Formen für Gips zu gießen viel mehr Arbeit kostet / folgend.
für Modelle arbeite ich jetzt, ich modelliere es in Thon / dan macht man mit peinlich dünn Gips und etwas Farbe darin einen Schnitzgrund / darauf, nämlich man nimt die Hand und schleudert Gips darauf eine Schicht / nicht über einem Viertelzoll und nicht unter ein Achtel Zoll Dick, wenn es angezogen / ist nimt man aufgeweichten Thon in Wasser und streicht mit einem Pinsel / darüber, dann gießt man weißen Gips darauf bis man denkt es ist / stark genug, wenn es angezogen ist dan, nimmt man den Thon heraus und wäscht / die Schale mit Wasser heraus und läßt die Schale so voll Wasser trinken als / es kan, dan gießt man Gips hienein, wenn man Gips anmacht nimt man die / Hand und läßt den Gips in Wasser laufen das es erst lose hineinkommt, den / wenn er angezogen ist wird die Schale die Weiße losgeschlagen wo man tüchtig / schlagen kan weil sie sich durch die Schichten von Thon von dem Gefärbten trennt /dan schlägt man vorsichtig die gefärbte Schale ab dan füllt man alles aus / die Blasen und alles Fehlerhafte, hier ist es ein kleiner Vorteil, wer diesen / nicht weiß kann lange studieren. Nimt man Gips zum Ausfüllen / wie gewöhnlich so wird er schwarz und zu hart, daher muß dazu halb / getöteter Gips genomen werden, das heißt man nimt angemachten / Gips und läßt ihn stehen bis er anziehen will dan gießt man etwas Wasser / hinzu, dieser wen er recht ist wird zum Ausfüllen gerade recht. / Schreibe gleich und noch mehr zu München und laßt den Muth nicht sinken, Agnes ist / viel besser ich denke es wird wieder ganz gut, ich lasse Hubert grüßen wenn Ihr die / Figuren schickt dan möchte ich vom Hubert wohl etwas habe eine Zeichnung oder / ein kleines Gemälde Euer Hans